Laos Tagebuch, Februar 2004 |
Ilona Duerkop |
Vientiane, Montag
den 2. Februar 2004
okphaluang Straße
bekommt eine neue Decke. Die Straße an der die deutsche Botschaft
liegt und die ich jeden Tag zur Schule fahre. An ihr liegt auch das Wat
Sokphaluang, eine der schönten Pagoden in Vientiane, eine Allee führt
zum Hauptsim. Hier werden die Novizen ausgebildet.
Hier ging Bounthanome fast vier Jahre zur Schule.
Weiter vorne, wo früher der Verteilerkreis war,
gibt es ein öffentliches Schwimmbad, das auch von Touristen besucht
wird, wenn sie erfahren, dass Vientiane ein Schwimmbad hat.
Vor mir fährt ein Tanklastwagen, aus den Düsen
kostbares Nass, auf die gewalzte Decke der Straße. Es ist nicht seine
erste Fahrt.
Wasser – Walze; Walze – Wasser, eine Choreographie des
Straßenbaus.
Der Lehm ist dunkelrot und hart wie Asphalt, das Wasser
legt sich darauf wie eine Haut. Alles bewegt sich langsam, wie in Zeitlupe
fließt der Verkehr über diese Bahn. Wie ein Monument die riesige
Walze, erstarrt und doch beweglich, die Mopeds und Autos schieben sich
rings um sie herum, hoch konzentrierte Gesichter sind überall zu sehen.
Selbst die Kinder auf den Mopeds sind still und lassen nicht ihre Sandalen
am
Zeh baumeln. Jeder will nur ans Ende dieser Strecke kommen, so langsam
wie möglich.
Ich parke gegenüber der deutschen Botschaft. Vorsichtig
setzte ich meine Füße auf und gehe langsam los: Es ist sauglatt!
Ich gehe wie auf Eiern zur Pforte und warte bis ich hinein gelassen werde,
wieder zuverlässigen Boden unter den Füßen.
Mit einem geistigen Auge sehr ich immer wieder ein Moped
in Zeitlupe schlittern, ein weißes Hemd mit brauen Schlammspritzern
bedeckt. Außer blauen Flecken nichts gewesen.
Am Abend ist Kino in der deutschen Botschaft. Die Straße
ist trocken. Der Lehm dunkelrot im Scheinwerferlicht. Er wirft eine schwache
Spiegelung zurück. Ich weiß jetzt eine grobkörnige Asphaltdecke
zu schätzen.
Ich denke kurz daran den Pförtner zu fragen ob alles
gut gegangen ist am Tag, lasse es aber dann doch.
Vientiane, Freitag
den 6. Februar 2004
er Tag war so ein
dichter, dunkler, grauer. Mit bleischweren Wolken und elektrischem Licht
im Haus. Überall ist der Regen ganz nahe, doch er fällt nicht
aus den Wolken – noch nicht. 22 Uhr ist es, als sich der Regen entschließt
zu fallen und er fällt, Stunde um Stunde, ohne Unterbrechung. Kein
Wind der den Vorhang in Wallung bringt, senkrecht, wie ein Strich der Himmel
und Erde miteinander verbindet.
Es wäre zu genießen, hinter geschlossenen
Fenstern, behaglich im warmen Haus.
Das Haus ist nicht warm! Es ist kalt, vom Fußboden,
den Wänden bis hin zur Decke. In meinem Körper setzt sich die
Kälte fort, die heiße Dusche liegt schon Stunden zurück.
Jetzt nass aus der Wanne zu steigen schreckt mich ab und ich friere noch
mehr, was tatsächlich möglich ist.
Eine Tasse Tee dient als Heizung, die Wärme gleitet
die Arme hinauf, ich blase hinein und der Wasserdampf erwärmt mein
Gesicht, danach ist es doppelt kalt und ich wiederhole es nicht.
Ich kann mich nicht daran erinnern, in all diesen Laosjahren,
dass es im Februar jemals so kalt war.
Vientiane, Sonntag
den 8. Februar 2004
eit Freitag hält
sich die Welt hinter einem Regenvorhang verborgen.
Selbst die Hunde frieren jetzt. Zitterschauer laufen
Lisas Rücken herauf und wieder hinunter.
Wenn Leslie ihre beiden Jungen nur kurz verlässt,
jammern sie klagend, mit ihren kleinen Stimmchen. Blind und hilflos, ihre
kurzen Beine tragen sie nicht, noch wissen sie nicht, wozu sie überhaupt
da sind. Am Montag wurden sie, in der geräumigen Höhle unter
dem Beton der Einfahrt, geboren.
Freitagnacht als der Regen begann, hat Kamla sie aus
der Höhle geholt, aus Angst sie mögen ertrinken. Jetzt liegen
Mutter und Kinder vor der Tür des Hauses und endlich können wir
sie sehen.
Sie sind schwarz wie Leslie, ihr Fell glänzt wie
polierter Onyx. Ein Junge und ein Mädchen.
Vientiane, Montag
den 9. Februar 2004
it Freude begrüßte
ich den Sonnenschein. Um 9 Uhr 40 am Morgen brach der Himmel auf und es
gibt sie noch – die Sonne! Fünf Minuten dauerte diese Freude, etwa
so lange wie ich brauchte um mir auszumalen wie wärmend sie zu Mittag
sein könnte.
Ich sitze im Deutschzimmer der Vientiane International
School und wünsche mir nichts mehr, als ein paar Socken und meine
wärmende, ausgeleierte Strickjacke, die zu Hause blieb.
KALT – so lange schon!
Ich habe zu Hause angerufen. Sug bringt mir einen
warmen Pullover an die Schule, ich kann es kaum erwarten das sie kommt.
Heute Abend (wie jeden Montag), Kino in der deutschen
Botschaft: Aprilkinder.
Winterkinder wäre passender. Ich bin froh das ich
nicht auch noch Schnee auf der Leinwand sehen muss.
Vientiane, Dienstag
den 24. Februar 2004
m Dorf Dongphosy,
Hadxaifong Bezirk, nahe Vientiane, hat ein Hund zwei Kaninchen geboren.
Herr Kham war gegen 4 Uhr aufgestanden, als er bemerkte das seine Hündin
ungewöhnlich unruhig war. Die Ursache war schnell gefunden, Herr Kham
sah, dass sie zwei Kaninchen geboren hatte.
Es sprach sich schnell rum im Dorf. Viele Menschen kamen,
Herr Kham vermutet, dass die Kaninchen deshalb aufgehört haben zu
trinken. Mehrmals versuchte er die kleine Familie zu verstecken, um sie
vor den neugiereigen Berührungen zu schützen, doch es half wenig.
Die Verstecke waren schnell ausgespäht und schon sah sich die Hündin
wieder umringt von Frauen, Männern und Kindern.
Gegen Mittag kamen gar Reporter der Vientiane Times.
Nicht weit von Herr Kham wohnt ein Kaninchenzüchter.
Er bemerkte am Morgen das zwei seiner, zehn Tage alten Kaninchen fehlten.
Als er von der Hündin hörte, schickte er seinen Bruder zu Herr
Kham. Niemand wollte ihm so recht glauben, außer vielleicht Herr
Kham, der der ganzen Aufregung schon müde wurde.
Wenn es Kaninchen Babys seien, dann hätten sie weniger
Fell. Die Ohren sähen zwar aus wie Kaninchenohren, aber der Rest sieht
eindeutig nach Hund aus. Andere meinten, wenn es keine Hundebabys wären,
hätte die Hündin sie längst gefressen. So ging es lange
hin und her.
Eines der Kaninchenbabys starb, es war zu oft angefasst
und herum gereicht worden. Am Nachmittag ist das andere Kaninchen wieder
zu Hause und die Menge zerstreut sich.
In Dongphosy, gibt es einen Menschen, vielleicht ein kleiner
Mensch, der weiß wie die Kaninchen aus dem Stall gekommen sind, doch
der schweigt erschrocken.
Vientiane, Mittwoch
den 25. Februar 2004-02-26
igentlich ist Doktor
Boun Nack Kinderarzt. Tagsüber arbeitet er für das Gesundheitsministerium
im Gesundheitszentrum für Kinder und Mütter. Abends eröffnet
er seine private Praxis, in einem Seitenraum seines Hauses. Vom Regierungsgehalt
kann er seine Söhne nicht auf die Universität schicken. Doktor
Boun Nack hat in Deutschland studiert und hat dort, nach Jahren, immer
noch Kollegen und Freunde. Der Eine oder Andere hat ihn auch schon in Laos
besucht.
Erst kürzlich, kam er zurück, von einer Fortbildung
in der Schweiz.
Ein sympathischer Mann, den man gerne näher kennen
lernen möchte, doch seine Zeit ist begrenzt. Die meiste Zeit hat er
für seine Patienten und dies sind nicht nur Kinder.
Nachdem ich meine Schuhe an der Schwelle ausgezogen habe,
halte ich dir Tür für eine alte Frau auf, die noch fest auf ihren
Beinen steht, ihr Sohn will ihr helfen, doch sie geht aufrecht an ihm vorbei,
in einer Hand die Infusionsflasche, die sie hochhält. Mit einem Lächeln
bedankt sie sich bei mir und geht zum Auto ihres Sohnes, der ihr langsam
folgt.
Auf der anderen Hand, die nach unten hängt ist die
Kanüle befestigt, von der ein Schlauch zur Infusionsflasche führt.
Eine Arzthelferin ruft den Sohn noch einmal zurück,
sie gibt ihm eine kleine Tüte, mit einem weißen Tupfer darin.
Ich sehe die alte Frau vor mir, wie sie in einigen Stunden,
die Kanüle zieht und den Tupfer auf den Handrücken drückt.
Ich habe schon Infusionsflaschen neben Fernsehern, auf
offenen Veranden, oder in fahrenden Tuk-Tuks hängen sehen. Auch ist
es nicht das erste Mal das ich einen Menschen damit spazieren gehen sehe
– so ganz daran gewöhnt habe ich mich jedoch immer noch nicht.
Silvan steht neben einer flachen Liege, auf der eine
Schwangere Frau liegt, während Doktor Boun Nack ihn abhört, schaut
er zu wie eine Helferin den Blutdruck der jungen Frau misst. Im Warteraum,
unterhalten sich zwei Frauen, eine von ihnen hat ein Baby auf dem Arm,
drei Wochen alt, mit erstaunlich langen Haaren – natürlich sind sie
schwarz.
Einen Raum weiter stehen zwei Betten, sie sind leer.
Im nächsten Raum stehen große Pappkartons,
mit Hustensaftflaschen und Tabletten in runden Dosen. Der Verratsraum.
Zehn Tabletten Premisol werden für Silvan in eine
kleine Tüte abgezählt, mit blauem Filzstift schreibt die Helferin
1 x 2 darauf und weil ich es bin, den Namen des Medikaments. Wir bezahlen
10.000 Kip ( 80 cent), wenden auf dem Tennisplatz vor dem Haus, der als
Parkplatz dient, und fahren über die kleine Sandpiste zur Don Palang
Straße.
Kurz hinter der chinesischen Botschaft, fahren wir auf
unsere kleine Sandpiste und Kamla der das Auto gehört hat, öffnet
das Tor.
French donate medical equipment to Mahosot Hospital:
The French Ambassador to Laos, Mr Bernard Pottier, has
handed over medical equipment donated by the French government to Mahosot
Hospital for use in the operating theatre and the obstetrics and gynaecology
department. He also donated some human antiflu vaccine.
The donation of the equipment, valued at 113.750 euros,
was made on the occasion of the visit to Laos of Mr. Pierre - Andre Witzler,
the French minister responsible for Cooperation and Francophonie.
The French deligation handed over the equipment to Mr.
Chanpheng Thammavong, the Director of Mahosot Hospital.
Vientiane, Freitag
den 27. Februar 2004
rüher ist der Farmer aus der Xayabouly Provinz einfach
weiter geradeaus gegangen. So genau hat er damals nicht gewusst wo Laos
aufhört und Thailand beginnt. Die Grenzen waren fließend. Jetzt
kann es ihm geschehen, das er verhaftet wir und in ein laotisches Gefängnis,
oder ein thailändischen Gefängnis kommt. Papiere zu bekommen
kostet Geld und Zeit.
Früher hat er öfter auch mal seine Büffel
in Thailand weiden lassen und thailändische Farmer in Laos, dass ist
heute noch so, aber inzwischen illegal.
Laos und Thailand hat sich darauf geeinigt, an der Grenze
die Grenzbeamten nicht durch Polizisten oder Militär zu verstärken.
Man will die Grenzen verstärkt abgehen, vor allem zwischen Xieng Hone
in Laos und Ngeum in Thailand.
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